Abrufdarlehen
Begriffserklärung
Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit benötigt man schnell einmal Geld für irgendwelche Anschaffungen. Ist ein solcher Fall gegeben, greifen die meisten entweder auf einen Dispositionskredit (kurz Dispo) zurück oder sie entscheiden sich für einen standardisierten Ratenkredit, der neben den Banken heute auch schon von den meisten Fachmärkten angeboten wird. Die Vorteile eines Ratenkredits liegen darin, dass der Kreditnehmer neben der Kreditlaufzeit auch die monatlich aufzubringende Ratenhöhe kennt. Auf diese Weise kann stets optimal kalkuliert werden. Die Vorteile des Dispositionskredits, der bei einem regelmäßigen Geldeingang auf dem Girokonto gewährt wird, liegen in der Flexibilität, denn bei Zahlungseingängen kann dieser schnell wieder gedeckt werden. Dafür ist der Dispositionskredit auch der teuerste Kredit mit Zinssätzen zwischen 12 und 15 Prozent.
Doch sowohl Dispokredit als auch Ratenkredit lassen sich mit einem Abrufdarlehen (auch als Rahmen- oder Abrufkredit bezeichnet) umgehen. Die Funktionsweise ist wie folgt: Die Bank räumt dem Kunden eine bestimmte Kreditlinie ein. Diese liegt in der Regel zwischen 5.000 und 25.000 Euro. Je nach Bedarf hat der Kreditnehmer nunmehr die Möglichkeit, hiervon einen Betrag in beliebiger Höhe in Anspruch zu nehmen. Hierzu benötigt der Kreditnehmer ein so genanntes Referenzkonto. Denn dort überweist die Bank den benötigten Betrag, der Kreditnehmer hebt diesen Betrag von dem Referenzkonto ab. Der Vorteil liegt insbesondere auch darin, dass ein Abrufkredit in aller Regel nicht an die parallele Kontoführung gebunden ist.
Weitere Vorteile liegen in der Tatsache, dass die Bereitstellung des Kredits auf kostenloser Basis erfolgt und auch die anfallenden Zinsen liegen deutlich unter denen eines Dispositionskredits. Das zeigt auch unser Abrufkredit-Vergleich. Zudem müssen diese Zinsen ausschließlich für den tatsächlich in Anspruch genommenen Kreditbetrag bezahlt werden. Daher eignet sich ein Abrufdarlehen – insbesondere wegen der günstigen Zinsen – auch ideal dafür, einen bestehenden Dispokredit auszugleichen. Kreditnehmer sollten aber nie beide Finanzierungsmöglichkeiten zeitgleich nebeneinander nutzen. Es sollte also nicht erst der Dispokredit vorab ausgeschöpft werden und danach ein Abrufdarlehen aufgenommen werden. Zu groß wäre hier der schnelle Weg in die Schuldenfalle.
Abrufdarlehen im Vergleich
Mit unserem Kreditrechner können Sie für beliebige Kreditsummen die Zinssätze der Abrufdarlehen verschiedener Banken miteinander vergleichen und sich so den günstigsten Zins sichern:
Ein Abrufdarlehen eignet sich aber auch indirekt für eine Immobilienfinanzierung. Wer Erfahrungen in der Immobilienfinanzierung besitzt, der weiß, dass sich alle Gesamtkosten nur schwer vorab kalkulieren lassen. Die Kosten stehen immer dann fest, wenn ein Bauabschnitt abgeschlossen wurde. Auch Architekten oder Bauträger sind nicht immer in der Lage, eine 100-prozentige Finanzierung zu erstellen. Schnell wird der eine oder andere Posten etwas teurer, schnell stellt sich heraus, dass – aus welchen Gründen auch immer – Mehrarbeiten notwendig werden, die vorher nicht berücksichtigt werden konnten. Alles Faktoren, die den Preis schnell nach oben drücken können. Gleiches gilt natürlich auch für unvorhergesehene Bauverzögerungen oder gestiegene Materialkosten. Oder man entscheidet sich im Sanitärbereich doch für die teurere Variante – man schließlich nur einmal im Leben. Schnell ist hier das Budget ausgereizt – Gelder, die jetzt für andere wichtige Besorgungen fehlen.
Nun macht es aber auch keinen Sinn, die Gesamtkosten um 20 oder 30 Prozent höher anzusetzen und hierauf ein Hypothekendarlehen aufzunehmen. Zum einen weiß man im Vorfeld noch nicht, wie viel Geld überhaupt benötigt wird, zudem wäre eine solche 130-prozentige Finanzierung viel zu teuer. Für diesen Zwischenbereich eignet sich dann das Abrufdarlehen. Der Kunde hat jetzt die Möglichkeit, bei seiner Bank einen Darlehensvertrag – zum Beispiel über 45.000 Euro – abzuschließen. Diesen Darlehensbetrag stellt die Bank dem Kunden kostenlos zu Verfügung. Auch die Kontoführung ist in den meisten Fällen kostenlos. Der Kunde zahlt hierauf zwar Zinsen, aber nur in der Höhe seines tatsächlich in Anspruch genommenen Darlehens. Benötigt der Kunde von den 50.000 Euro ausschließlich 25,000 Euro, zahlt er auch nur für diesen Betrag seine Zinsen.
Die Kreditaufnahme auf Abruf dient somit als wichtiger Puffer für Zeiten, in denen es mal richtig eng wird. Wer eine neue Waschmaschine oder gar ein neues Auto benötigt, sollte deswegen nicht gleich sein Festgeldkonto kündigen müssen. Der individuelle Kreditrahmen wird nach der Bonität des Kreditnehmers gemessen, eine feste Laufzeit gibt es nicht. Weder beim Abschluss noch bei der Nutzung fallen Gebühren an. Auch bestimmt der Darlehensnehmer selbst, wie viel Geld er zurückzahlt. In der Regel bieten die Banken dem Darlehensnehmer zwei Alternativen an:
- monatliche Tilgung des individuellen Kreditlimits mit 1,5 bzw. 2 Prozent
- Tilgung des tatsächlich in Anspruch genommenen Kreditbetrags zu 2 Prozent
Angeboten wird diese „Kreditaufnahme auf Abruf“ inzwischen auch von den reinen Direktbanken über das Internet. Kreditnehmer (Privat- und Geschäftskunden) sollten daher von der Möglichkeit Gebrauch machen, anstelle eines teuren Dispositionskredites zum Girokonto einen unbefristeten Abrufkredit zu nutzen. Der Kreditnehmer kann durch einen Abrufkredit plötzlich auftretenden finanziellen Belastungen weitaus unkomplizierter begegnen und bleibt somit auch weiterhin zahlungsfähig. Zudem ist der Kreditnehmer auch an keinerlei Bedingungen in Bezug auf die Darlehensverwendung gebunden. Er hat also stets die Möglichkeit, frei über die Nutzung seiner finanziellen Mittel zu entscheiden. Kontoinhaber, die zudem häufig ihr Konto überziehen, fahren mit einem Abrufkredit günstiger.
Zudem sollte diese Darlehensart immer nur als Alternative zum Dispokredit gesehen werden und niemals als Ergänzung, zu groß ist die Gefahr, seinen gesamten finanziellen Rahmen zu überziehen. Darlehensnehmer sollten sich deshalb immer nur für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden. Wer sich ferner für einen Abrufkredit entscheidet, muss auch Haushaltsdisziplin zeigen, denn der Darlehensnehmer kann zur Rückführung seines Darlehens nicht „gezwungen“ werden. Das wiederum bedeutet aber: Der Kredit sollte nicht plötzlich in Vergessenheit geraten, vielmehr ist dieser auf „freiwilliger Basis“ wieder zurückzuführen.
Vor Vertragsabschluss sollte der Kreditvertrag eingehend geprüft werden. Wichtig ist vor allem eine eindeutige Regelung darüber, wie die Rückzahlung des Darlehens erfolgen soll. Dies geht aus den so genannten Tilgungsbestimmungen hervor. Hierbei spielen insbesondere die Laufzeit und die Kreditrate eine entscheidende Rolle, denn je länger die Kreditlaufzeit und je geringer die Rate, desto teurer wird letztlich der Kredit. Weiter wichtig ist die monatliche Beitragshöhe der Restschuldversicherung, mit dem die Bank den Kunden vor Tod oder Arbeitslosigkeit absichert. Dies ist deshalb von großer Wichtigkeit, weil exakt diese Versicherungsprämie auch über den Kredit mitfinanziert wird.
Vor- und Nachteile
Wer über geregelte Einkommensverhältnisse verfügt und lediglich einen kurzfristigen Geldbedarf zu verzeichnen hat, der fährt mit einem Abrufdarlehen weitaus günstiger als dies mit einem Dispositionskredit der Fall wäre. Die Bereitstellung des Kredits ist zudem kostenlos, der Kredit selbst ist stets zu günstigen Zinsen zu bekommen. Auch in Bezug auf die Rückzahlung gestaltet sich das Abrufdarlehen äußerst flexibel. Das Abrufdarlehen wird nicht nur Verbrauchern, sondern auch Freiberuflern und Selbständigen gewährt. Die Bank für das Abrufdarlehen kann frei gewählt werden, das Girokonto hingegen bei der Hausbank belassen werden. Der Nachteil liegt beim Abrufdarlehen allerdings in seinem variablen Zins. Steigen die Zinsen am Markt an, gibt dies die Bank an den Kunden weiter und der vereinbarte Zins kann sich erhöhen. Da also während der Rückzahlung des Kredits die Zinsen sowohl steigen als auch fallen können, trägt dies letztlich zusätzlich zur Unübersichtlichkeit dieser Finanzierungsform bei.
Auch werden für einen regulären Kredit die Raten festgelegt, es fallen zudem Bereitstellungskosten an. Auch an eine vorzeitige Kredittilgung ist nicht zu denken, denn hierfür werden meist hohe Gebühren fällig. Bei einem Abrufdarlehen hingegen ist die Bereitstellung der Kreditsumme kostenlos, auch bei der Kontoführung fallen keine weiteren Gebühren an. Der Darlehensnehmer ist in seiner Tilgung flexibel und kann dieses auch vorzeitig abbezahlen – entsprechend gebührenfrei. Da die Zinsen von Abrufdarlehen denen von Ratenkrediten ähnlich sind, kommt der Darlehensnehmer stets in den Genuss von niedrigen Zinsen. Immerhin lassen sich zum herkömmlichen Dispositionskredit fast 50 Prozent an Kreditkosten einsparen.
Bei einem Abrufkredit erfolgt der Kreditmittelabruf entweder durch Barauszahlung, durch Überweisung, durch Dauerauftrag, durch Lastschrift oder über den Einsatz einer EC-Karte. Die Zinsbelastung erfolgt jeweils zum Kontenabschluss. Kreditnehmer sollten sich an solche Kreditinstitute wenden, die bei der Bereitstellung des Abrufkredits auf dem Konto keine zusätzliche laufende Provision verlangen! Eine solche Provision ist nämlich völlig unüblich! Bei der entsprechenden Festlegung des Kreditbetrags werden neben der Bonität des Kunden und den jeweiligen Bedingungen der Bank auch die monatlichen Einnahmen sowie das Anlagevermögen des Kreditnehmers mit einbezogen. In Bezug auf die Rückzahlung der Kreditschuld kann der Kreditnehmer – je nach finanzieller Situation – diese teilweise oder auch in voller Höhe begleichen.
Einen weiteren Vorteil bietet der flexible Abrufkredit auch bei Baufinanzierungen. Gerade in diesem Bereich wird vielfach nicht die gesamte Finanzierungssumme auf einen Schlag fällig, sondern es werden je nach Baufortschritt Teilzahlungen vorgenommen. Nimmt der Bauherr diese Kreditsumme zu einem früheren Zeitpunkt auf als diese tatsächlich benötigt wird, beginnt auch die Berechnung der Zinsen bereits früher. Der Bauherr muss für all diese Kosten bereits zu einem früher als gedachten Zeitpunkt aufkommen. Dieser negative Aspekt kann durch ein Abrufdarlehen umgangen werden. Denn hierdurch hat der Kreditnehmer jetzt die Möglichkeit, die Finanzierungssumme nicht gleich von Anfang an in voller Höhe leisten zu müssen. Der Kreditnehmer kann zudem immer dann die entsprechenden Beiträge von seinem Darlehen abrufen, wenn die Unternehmen für den Hausbau ihre Rechnungen an ihn stellen.
Aus dieser Tatsache heraus zeigt es sich immer wieder, wie wichtig es ist, dass man sich bereits vor Vertragsabschluss im Klaren ist, welche Formen der Kreditaufnahme es gibt, wie teuer ein Darlehen ist und vor allem: welche Kosten auf den Darlehensnehmer monatlich zukommen. Wer das berücksichtigt, kann auch entsprechend unterscheiden – zwischen seriösen und unseriösen Anbietern der Branche. Weiter gilt: Auch wenn eine Bank scheinbar großzügige Angebote unterbreitet, sollte doch immer genau darauf geachtet werden, dass die (zusätzliche) monatliche Belastung auch stets über die gesamte vereinbarte Laufzeit gestemmt werden kann. Und diese Regel gilt übrigens für alle Kreditarten – also auch für Onlinekredite, Ratenkredite, Privatkredite, Konsumentenkredite, variable Kredite oder für Abrufdarlehen.