Finanzlage verbessern

Auch die Unternehmen bleiben in Rezessionen von Finanzkrisen nicht verschont und müssen erkennen, dass sich die Umsatz- und Gewinnziele der vergangenen Jahre nicht einfach fortschreiben lassen. Grund sind u. a. schlechtere Konditionen für ihre Finanzierung. Durch das ansteigende Misstrauen der Banken werden Kredite teurer; die Nachfrage durch Wirtschaft und Konsumenten sinkt. Im Ergebnis werden sich die Folgen auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen. Selbst großen und etablierten Firmen, die auf eine dauerhaft wertbeständige Firmenstruktur zurückblicken können, stehen schwierige Zeiten bevor. Neue Unternehmenswege müssen eingeschlagen werden. Nunmehr sind die Fähigkeiten der Unternehmensberater gefragt.

Marktwert und -position abchecken

Weitgehend alle Branchen sind zwar von Kreditklemmen und drohendem Konjunkturabschwung betroffen, bei einigen macht sich dies allerdings deutlicher bemerkbar. Hersteller von Kapitalgütern wie der Maschinenbau und die Produzenten langfristiger und kostenintensiver Konsumgüter wie die Autoindustrie sind stärker von der Konjunkturflaute betroffen als Hersteller von Waren des täglichen Bedarfs. Jörg Gnamm, Partner bei Bain & Company riet in einem Interview in der Wirtschaftswoche (Nr. 43/2008) dazu: "sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und das dort vorhandene Wachstumspotenzial voll auszuschöpfen."

Erhaltung der Liquidität

Wichtigste Maßnahme ist die Erhaltung der Zahlungsfähigkeit, so dass eine gleich bleibende Produktion gewährleistet werden kann. Unternehmen mit einer schwächelnden Bonität haben es schwerer, Kredite zu bekommen. Kunden mit einer schlechten Zahlungsmoral können somit die Unternehmensposition stärker beeinflussen als zuvor.

Es empfiehlt sich weiterhin eine gewissenhafte Kontrolle der Unternehmensausgaben: "Ersatzinvestitionen sollten wenn möglich verschoben und die Mittel für Marktforschung, Fortbildung und Dienstreisen auf das Nötigste beschränkt werden", sagte Gnamm im genannten Interview ebenfalls.

Alternativen zu Bankkrediten suchen

Als Alternative zu benötigten Bankkrediten können auch Lieferantenkredite in Anspruch genommen werden. Dies kann durch die Aushandlung längerer Zahlungsziele oder durch Nachverhandlung der Einkaufspreise geschehen. Jedoch ist dies nicht ganz risikofrei, insbesondere bei größeren Projekten, die mehr Zeit in Anspruch nehmen – eine starke Partnerschaft ist hier gefordert.

Umsatzsteigerung

Die Verbesserung des Cash-Flows kann im Ansatz durch einfache Maßnahmen, wie die kritische Überprüfung sämtlicher Lagerbestände, herbeigeführt werden. Weiter sollte eine Anpassung der Produktionskapazitäten vorgenommen werden, da ansonsten kapitalvernichtendes Inventar vorhanden ist und auch weiter die Gefahr des Wertverlustes aufgrund der sinkenden Marktpreise besteht. Zur Vereinfachung und kurzfristigen Umsetzung des Ablaufes greifen immer mehr Firmen auf gut funktionierende Management-Informationssysteme zurück.

Neue Personalstrukturen schaffen

Hinsichtlich der Personalpolitik ist es wichtig, nicht sogleich einen unüberlegten Stellenabbau, insbesondere von Fachkräften, vorzunehmen, der womöglich beim nächsten Konjunkturaufschwung unternehmensschädigende Folgen mit sich ziehen kann. Derzeit ist es wichtig, die Gunst der Stunde zu nutzen, indem man qualifiziertes Fachpersonal gezielt abwirbt.

Neue Vertriebskonzepte

Ein kostentreibender Unternehmensbereich ist aufgrund sinkender Nachfrage der Vertrieb. Der gesamte Bereich sollte neu strukturiert und mehr in den Mittelpunkt gestellt werden, damit auch in rezessiven Phasen noch ein Wachstum zu erzielen ist.

Kundenstamm

Einige Unternehmen neigen dazu, alle Kunden halten zu wollen. Unternehmensberater raten jedoch, davon abzusehen und Kunden mit schwankender Zahlungsmoral auszusortieren, damit das Risiko von Zahlungsausfällen von vornherein minimiert werden kann.

Trotz dessen könnten gegenwärtig auch bisher unauffällige Kunden zu Ausfällen führen. Beispielsweise Kunden, deren Jobs aufgrund der Finanzkrise nicht sicher sind. Sicherheit dagegen bieten womöglich Hartz-IV-Empfänger wegen deren staatlich garantierter Sozialleistungen.

Unternehmensbeteiligungen

Durch die in den letzten Wochen gesunkenen Aktienkurse besteht auch ein besonderes Risiko für Kapitalgesellschaften. Trotz dessen, dass der Markt sich in den vergangenen zwei Wochen durch die milliardenschweren Zuschüsse der EU-Staaten wieder ein wenig gefangen hat, waren Unternehmen noch nie so günstig zu haben wie derzeit. Eine Übernahme ist nunmehr nicht nur für kapitalstarke Unternehmen lukrativ und realisierbar, sondern auch für Familienkonzerne mit großer Liquidität. Selbst für einheimische Unternehmen ist es derzeit machbar, durch Firmenübernahmen und kleine Akquisitionen ihre Position auf dem Markt zu verbessern.


 

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