Existenzgründerdarlehen

Kleine Pflanzen wachsen auf MünzenFür die einen ist der Gedanke, sein eigener Chef zu sein, verlockend. Für die anderen bietet sich keine andere Alternative. In beiden Fällen sollte der Schritt in die Selbständigkeit wohlüberlegt sein. Die Kernfragen dabei lauten: Wie viel Geld wird für den Start benötigt und wo bekomme ich es her?

Der Businessplan

Wer fremdes Kapital für seine Existenzgründung aufnehmen muss oder will, benötigt einen Businessplan. Das ist unabhängig davon, ob er einen kleinen Einzelhandel vor Ort betreiben möchte oder als FinTech in das ganz große Geschäft einsteigt. Dieser Plan bildet letztendlich die Entscheidungsgrundlage für potenzielle Geldgeber und ob sie sich engagieren werden oder nicht.

Der Businessplan muss daher so detailliert und so professionell wie möglich aufbereitet sein. Kernpunkte des Plans sind:

  • Unternehmensgegenstand
  • (regionales) Alleinstellungsmerkmal
  • Mitbewerber
  • Investitionskosten
  • Eigenmittel
  • Fremdmittel
  • Detaillierte Auflistung für die Mittelverwendung, auch mit prognostizierter Höhe
  • Umsatzprognose auf der Grundlage eigener Marktbeobachtung oder IHK-Zahlen für die nächsten zwei Jahre
  • Aufwand gegenüber Ertrag
  • Prognostizierter Zeitpunkt des Überschreitens der Gewinnschwelle

Was hier nur in wenigen Stichpunkten aufgelistet ist, macht am Ende, abhängig von der Geschäftsidee, mehrere DIN A4-Seiten aus.

Der Fremdmittelbedarf weist letztendlich darauf hin, welche Form von Existenzgründungsdarlehen infrage kommt.

Finanzierungsprogramme je nach Finanzierungsbedarf

Volumen Förderprogramm
Bis 20.000 Euro Mikrokredit
Bis 100.000 Euro ERP-Gründerkredit „StartGeld“
Bis 500.000 Euro ERP-Kapital für Gründung
Bis 25 Mio. Euro ERP-Gründerkredit „Universell“

Bund und Länder halten darüber hinaus weitere Förderprogramme mit unterschiedlichen finanziellen Rahmen bereit.

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Mikrokredite

Mikrokredite laufen nicht über die KfW, sondern werden über sogenannte akkreditierte Kreditinstitute vergeben. Existenzgründer erhalten Mikrokredite meist über Genossenschaften oder Vereine. Diese sind in der Regel regional aktiv. Hier die Übersicht der Anbieter mit der höchsten Kreditvergabewahrscheinlichkeit laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales:

Name URL Region
GLC Mikrofinanz (Bundesministerium für Arbeit und Soziales) Lüchow-Danneberg und Niedersachsen
Monex Mikrofinanzierung www.monex-mikrofinanzierung.de Baden-Württemberg, Pfalz
Advico Mikrofinanzinstitut www.advico-mikrofinanzinstitut.de Bundesweit
Mein Mikrofinanzierer GmbH www.mein-mikrofinanzierer.de Raum Nürnberg
DMK Dresdner Mikrokredit AG www.dresdner-mikrokredit.ag Östliche Bundesländer, Sachsen, Süd-Brandenburg
Solidarity Finance and Consulting GmbH www.solidarity-finance.de Bundesweit
Gold-Rausch e.V. www.goldrausch-ev.de Für Frauen in Berlin
Auximio AG www.mikrofinanzinstitut.nrw Bundesweit
Mikrokredit Schleswig-Holstein, Mikrofinanzinstitut GmbH www.mikrokredit-sh.de Bundesweit
REGIOS eG www.regios.eu Bundesweit
Kreativ Finanz Mecklenburg GmbH www.kreativ-finanz-mv.de Mecklenburg und Prignitz /OPR
WI-Bank www.wibank.de Hessen
indaro Mikrofinanz GmbH & Co. KG www.indaro-mikrofinanz.de Bundesweit

Ein typisches Beispiel für einen Mikrokredit könnte folgendermaßen aussehen:

Ein Gründer benötigt innerhalb der nächsten zwei Jahre 10.000 Euro. Zunächst werden 6.000 Euro bewilligt, für die er für beispielsweise je 3.000 Euro eine Bürgschaft durch zwei Dritte benötigt. Zahlt der Kreditnehmer die 6.000 Euro innerhalb von zwei Jahren zurück, erhält er die restlichen 4.000 Euro.

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Der Klassiker – das ERP-Darlehen

Das ERP-Darlehen, das „European Recovery Program“, stammt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und ist auch als Marshall-Plan bekannt. Nach wie vor dient es dazu, Unternehmensneugründungen eine Anschubfinanzierung zu ermöglichen. Als Initiator des ERP-Darlehens agiert die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Das Vorgehen für ERP-Darlehen ist nicht immer identisch. Gleich ist nur, dass der Kredit nicht bei der KfW direkt beantragt wird, sondern über eine Geschäftsbank oder Sparkasse.

ERP-Gründerkredit „StartGeld“

Person arbeitet mit einem TaschenrechnerMit dem ERP-Gründerkredit „Startgeld“ erhält der Gründer einen zinsverbilligten Kredit aus den Mitteln des Europäischen Fonds für Strategische Investitionen (1).

Der Existenzgründer beantragt den Kredit bei seiner Bank. Die KfW selbst übernimmt eine Ausfallbürgschaft über 80 Prozent der Kreditsumme. Damit liegt das Risiko der Bank für einen Totalausfall nur bei 20 Prozent. Entsprechend muss der Kreditnehmer auch nur für diesen Anteil Sicherheiten stellen.

Das Besondere am ERP-Gründerkredit „Startgeld“ ist, dass er auch Personen zur Verfügung steht, die zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme noch hauptberuflich angestellt sind und die Selbstständigkeit nur im Nebenberuf betreiben.

Die Gelder stehen praktisch für alle notwendigen Ausgaben zur Gründung zur Verfügung. Nutzt der Gründer erstmal nur einen Bruchteil der 100.000 Euro, kann er später bei Bedarf nachfinanzieren. (2)

ERP-Kapital für Gründung

Mit dem ERP-Kapital für Gründung lassen sich bei Nachweis von zehn Prozent Eigenmittel bis zu 50 Prozent des gesamten Investitionsbedarfs finanzieren. Sicherheiten müssen für dieses Darlehen nicht gestellt werden.

Das Darlehen steht für fast alle in einem Geschäftsbetrieb anfallenden notwendigen Investitionen zur Verfügung. Ausnahmen bilden Photovoltaikanlagen, Treuhandkonstrukte und Anschlussfinanzierungen oder Umschuldungen.

Ein Darlehen bis zu 500.000 Euro kann die Bücher eines neugegründeten Unternehmens durchaus belasten. Vor diesem Hintergrund verzichtet die KfW in den ersten sieben Jahren auf die Tilgung, der Kreditnehmer zahlt nur die Zinsen. (3)

ERP-Gründerkredit „Universell“

Bei dieser Finanzierung kann der Existenzgründer voll auf das Darlehen abstellen, er muss kein Eigenkapital nachweisen.

Gefördert werden junge mittelständische Firmen mit einem Alter von weniger als fünf Jahren. Es gelten für die Kreditvergabe die gleichen Rahmenbedingungen wie für das Programm ERP-Kapital für Gründung. Für ältere Firmen bietet die KfW, genauso wie für die Finanzierung von Photovoltaikanlagen, gesonderte Programme.

Kern dieses Programms ist die Haftungsfreistellung gegenüber der kreditgebenden Bank. (4)

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Die Förderung von Existenzgründern durch die Länder

Neben der quasi staatlichen, bundesweit einheitlichen Förderung durch die KfW bestehen noch länderspezifische Fördermöglichkeiten. Diese sind jedoch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Ansprechpartner sind die jeweiligen Landesbanken.

Durch die Fusion einiger Landesbanken greift die Verantwortlichkeit teilweise länderübergreifend. Um herauszufinden, welche Landesbank jeweils zuständig ist, kann der Interessent in einer Suchmaschine „[Bundesland] Landesbank“ eingeben. Hier die Liste der aktuell existierenden Landesbanken. Die Landesbank Berlin agiert nicht mehr als „echte“ Landesbank, da sie an die Sparkassenfinanzgruppe verkauft wurde. Die West LB wurde abgewickelt, die HSH Nordbank wird vermutlich auch bald aus der Liste verschwinden:

Landesbank URL
Bayern LB www.bayernlb.de
Bremer Landesbank www.bremerlandesbank.de
HSH Nordbank www.hsh-nordbank.de
Landesbank Baden-Württemberg www.lbbw.de
Landesbank Hessen-Thüringen www.helaba.de
Landesbank Saar www.saarlb.de
Norddeutsche Landesbank www.nordlb.de

Die Förderprogramme für Existenzgründer der Landesbank Hessen-Thüringen werden beispielsweise über die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen, kurz WI-Bank, ermöglicht. Das Förderprogramm der WI-Bank zählt zu den umfangreichsten Programmen. (5)

Die Bayerische Landesbank (BayernLB) auf der anderen Seite bietet gemäß ihrem Internetauftritt nur eine eher übersichtliche Produktpalette.

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EXIST – Förderung für Wissenschaftler

Mann stapelt Münzen auf, daneben steht ein Sparschwein mit einem 20-Euro-Schein.Mit dem Förderprogramm EXIST bietet das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) jungen Wissenschaftlern Unterstützung bei dem Aufbau einer wissenschaftlich basierten Selbstständigkeit. Im Fokus von EXIST steht der Gedanke, das Gründungsklima sowohl an Hochschulen als auch an außeruniversitären Forschungsstätten zu optimieren.

Die drei Pfeiler des Programms basieren auf Gründungskultur, Gründungsstipendien und Forschungstransfer.

Die Förderdauer mittels Stipendium ist auf ein Jahr angelegt. Ziel des Stipendiums ist es, den Lebensunterhalt während der Gründungsphase zu sichern. Die Höhe orientiert sich am Status des Stipendiaten:

  • Promovierte Gründer/innen: 3.000 Euro/Monat
  • Absolventen mit Hochschulabschluss: 2.500 Euro/Monat
  • Technische/r Mitarbeiter/in: 2.000 Euro/Monat
  • Studierende: 1.000 Euro/Monat
  • Kinderzuschlag: 150 Euro/Monat pro Kind

Für Sachausgaben stehen weitere 10.000 Euro bereit, bei Gruppengründungen bis zu 30.000 Euro. Ein Gründercoaching bezuschusst der Bund zusätzlich mit 5.000 Euro.

An EXIST fällt positiv auf, dass bereits Studierende mit der zündenden Idee und dem notwendigen Gründergeist eine Förderung erhalten können. (6)

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Weitere private Alternativen

Neben den aufgeführten Darlehen der öffentlichen Hand und den Mikrokrediten bietet sich noch ein weiterer Weg, die eigene Existenzgründung zu finanzieren. Das Stichwort lautet Crowdfunding. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Gründer 5.000 Euro für den Start eines Online-Shops oder 25 Mio. Euro für einen BioTech-Start-up benötigt.

Die 5.000 Euro finden sich vermutlich bei privaten Anlegern, welche an die Geschäftsidee glauben. Um 25 Millionen Euro zu finanzieren, bedarf es allerdings professioneller Investoren, beispielsweise Venture Capital Gesellschaften, Beteiligungsgesellschaften oder vor deren Hintergrund „Business Angels“.

Letztere stellen nicht nur Startkapital zur Verfügung. Sie unterstützen die Gründer auch durch ihr Know-how und bieten die eigenen Netzwerke für geschäftliche Kontakte an.

Die wichtigsten Plattformen für Start-up Finanzierungen sind:

Name URL Schwerpunkt
seedmatch www.seedmatch.de Alternative Investments
aescuvest www.aescuvest.de Medizin
FunderNation www.fundernation.eu Allgemein
transvendo www.transvendo.de Allgemein
www.conda.eu Deutschland, Österreich, Schweiz
Geldwerk1 www.geldwerk1.de Allgemein
myValley www.myvalley.de Allgemein
Deutsche-Mikroinvest www.deutsche-mikroinvest.de Allgemein

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Quellen und weiterführende Links

(1) Europäische Investitionsbank – Europäischer Fonds für strategische Investitionen (EFSI)
(2) KfW – ERP-Gründerkredit – StartGeld
(3) KfW – ERP-Kapital für Gründung
(4) KfW – ERP-Gründerkredit – Universell
(5) WIBank – Gründen und Investieren
(6) Bundesministerium für Wirtschaft und Energie – Startseite


 

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