Venture Capital Finanzierungen

Begriffserklärung

Die meisten Existenzgründer – insbesondere im technischen Bereich – verfügen über exzellente und innovative Ideen, die nur deshalb nicht verwirklicht werden können, weil ihnen die nötigen Geldmittel dazu fehlen. Dabei wissen viele nicht, dass gerade im Bereich der Informationstechnologie sehr gute Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Kein Existenzgründer muss heute in diesem Bereich wegen Fehlens dinglicher Sicherheiten auf die Umsetzung seiner Ideen verzichten. Hier bietet sich als Abhilfe das Risikokapital, auch Venture Capital genannt, an. Die Vorgehensweise ist einfach: So genannte Beteiligungsgesellschaften wie Unternehmen, Banken oder Versicherungsgesellschaften stellen Existenzgründern Kapital zur Verfügung, auch wenn diese keine ausreichenden Kreditsicherheiten vorweisen können.

Der Vorteil auch hier: Beteiligungskapital wird wie Eigenkapital gewertet, es wird von außen stehenden Privatpersonen oder Unternehmen zur Verfügung gestellt und erhöht damit den Liquiditätsspielraum innerhalb der Gesamtfinanzierung. Ferner dient Venture Capital zur betriebsgerechten Unternehmensfinanzierung. Existenzgründer sollten bei dieser Form allerdings darauf achten, dass diese Form möglichst langfristig in Angenommen werden sollte. Denn lediglich zu einer kurzfristigen Betriebsmittelfinanzierung ist Risikokapital wenig geeignet. Der Einsatz findet gerade bei jungen Unternehmen insbesondere in den Bereichen Software, Neue Medien oder für bestimmten Dienstleistungsbereiche statt. Venture Capital sorgt dabei neben der Finanzierung der Vermarktungskosten auch für alle Aufwendungen, die innerhalb der Entwicklung/Entwicklungsphase entstehen.

Venture Capital wird dann als vorteilhaft angesehen, wenn der Einsatz dann erfolgt, wenn nach banküblichen Gepflogenheiten Fremdkapital entweder überhaupt nicht oder nur schwer finanzierbar wäre. Beispiele:
Venture Capital
Um in den Genuss der richtigen Gesellschaft zu kommen, sollten sich Gründer an den Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften mit Sitz in Berlin wenden (www.bvk-ev.de). Entsprechende Serviceleistungen innerhalb dieses Bereiches erbringen auch die Business Angels (Business Angels Network Deutschland, kurz BAND, www.venture-management-services.de). Hierbei handelt es sich entweder um Privatpersonen oder um Unternehmer, die den Gründern nicht nur das nötige Kapital zur Verfügung stellen, sie stehen diesen auch noch mit Rat und Tat und all ihren Erfahrungen zur Seite. Innerhalb der Unternehmensbeteiligung stellen auch Agenturen wie die Deutsche Ausgleichbank (DtA, www.dta.de) Kapital im Rahmen von Unternehmenskooperationen zur Verfügung.

Ein weiterer Vorteil von Venture Capital liegt darin, dass dieses Kapital auch innerhalb verschiedener Entwicklungsphasen im Unternehmen eingesetzt werden kann. Dies kann zum Beispiel beginnen bei der Produktentwicklung und geht über die Ausarbeitung eines tragfähigen Geschäftsplanes. Diese gesamten Aufwendungen, die gerade am Anfang einer Gründung anfallen und meist sehr kostenintensiv sind, können mit Venture Capital über eine so genannte „Seed-Finanzierung“ abgefangen werden. Gleiches gilt entsprechend für die Expansionsfinanzierung, wenn in der Wachstums- bzw. Ausbauphase eine Erhöhung der Produktionskapazität oder Produkterweiterungen anstehen. Wichtig ist lediglich, dass sich Existenzgründer bereits vorab einen Marktüberblick über die jeweiligen Spezialisierungen der einzelnen Gesellschaften verschaffen, da Venture-Capital-Gesellschaften sich in aller Regel auf spezielle Branchen konzentrieren.

Wer Venture Capital in Anspruch nehmen möchte, benötigt einen Geschäftsplan mit allen relevanten Projektdaten. Inhaltlich sollten neben der bisherigen Unternehmensentwicklung auch die Zukunftsplanung und die unternehmerischen Zielsetzungen aufgeführt sein. Gleiches gilt für die Punkte Marktpotenzial und die künftigen Erfolgsaussichten. Erst wenn diese Informationen Erfolg versprechend ausfallen, kann mit den Vertragsverhandlungen begonnen werden. Wird Kapital eingebracht, steht dies dem Unternehmer in aller Regel für fünf bis zehn Jahre zur Verfügung. Neben der Kapitalstellung profitiert der Unternehmer zusätzlich von den Kenntnissen aus dem Technologiepotenzials der Gesellschaften. Zu deren Aufgabenbereich gehört zudem die Beratung von Wachstumsunternehmen im Bereich der Beschaffung von öffentlichen Fördermitteln. Neben der Managementberatung und der Unterstützung beim Eintritt in Exportmärkte sorgen die Venture Capital Gesellschaften gleichfalls für die Bereitstellung von entsprechenden Bankmitteln.

Wachstumsorientierte Unternehmen erhalten somit eine professionelle Hilfestellung, die nicht nur gute Kontakterfahrung besitzt, sondern sich auch durch eine langjährige Markt- und Branchenerfahrung auszeichnen. Insbesondere wenn es darum geht, neue Märkte zu erschließen, bieten Venture Capital Beteiligungen einen enormen internationalen Vorteil für alle jungen Wachstumsunternehmen. Die Nachteile dieser Beteiligungen sind gering, hier kann von lediglich etwas ungünstigeren Konditionen bei der Geldbeschaffung gegenüber herkömmlichen Kreditformen gesprochen werden. Nur ein ganz wichtiger Aspekt muss beachtet werden: Läuft die Betreuungsphase ab, ist der Unternehmer auf sich alleine gestellt. Denn hier erfolgt der Ausstieg, weshalb auch regelmäßig Anteile veräußert werden müssen. Und: Günstige Konditionen müssen mit zähen Vertragsverhandlungen ausgehandelt werden.

Die Vor- und Nachteile von Venture Capital

Risikokapitalgesellschaften sind eine spezielle Form von Beteiligungsgesellschaften. Sie finanzieren risikoreiche Projekte mit hohen Potentialen durch direkte Beteiligung. Der Beteiligung geht eine ausgiebige Prüfung voraus, nach der höchstens 4 von 100 Interessenten tatsächlich zum Zuge kommen. Im Konkursfall geht die Investition der Risikokapitalgeber verloren. Es wird auf Wachstum der Firma spekuliert um einen hohen Verkaufspreis für die Anteile zu erhalten.

Um die Unternehmen möglichst liquide zu halten und ein ehrgeiziges Wachstum so zu ermöglichen, wird auf Zinszahlungen und Gewinnentnahmen verzichtet. Des Weiteren steht die Venture Capital Gesellschaft dem Unternehmen mit Beratungsdienstleistungen und umfangreicher Managementunterstützung zur Seite. Nur 20 bis 30 Prozent der auf diese Weise finanzierten Unternehmen schaffen allerdings tatsächlich eine entsprechende Expansion. Klammert man jedoch die Start-ups aus, und betrachtet lediglich die mit Venture Capital finanzierten Betriebsübernahmen, so erhöht sich die Erfolgsquote auf stolze 90 %. Erst durch die Deinvestition nach einigen Jahren erfolgt eine Gewinnrealisierung. Der Ausstieg der Beteiligungsinvestoren nach einer gewissen Zeit sollte noch vor Vertragsabschluß thematisiert werden. Dieser Exit (Deinvestition der Beteiligung) kann auf verschiedene Arten vor sich gehen:

  • Rückkauf der Anteile durch den Unternehmer (sofern dieser genügend Mittel dafür zur Verfügung hat)
  • Verkauf der Anteile an einen industriellen Investor (z.B. Konkurrent / Zulieferer/Kunde)
  •  Verkauf an eine andere Beteiligungsgesellschaft bzw. an einen Finanzinvestor
  •  Gang an die Börse

Der gute Ruf der Branche hat in letzter Zeit allerdings auch zahlreiche schwarze Schafe zum Trittbrettfahren eingeladen. Diese Unternehmen bieten keinerlei bzw. mangelhafte Beratung, wollen nur günstig an Firmenanteile herankommen, oder sie sind unter einer Venture Capital Maskerade lediglich als Kreditvermittler tätig. Deshalb sollte man ruhig mehrere Finanziers ansprechen, und sich nicht scheuen, nach Managementunterstützung, Branchenerfahrung, Personalausstattung und Referenzen zu fragen. Den endgültigen Beteiligungsvertrag sollte man auf jeden Fall von einem Rechtsanwalt prüfen lassen.

Die Alternativen zu Venture Capital

Von diesen Formen abweichend gibt es allerdings auch Beteiligungsgesellschaften, denen es mehr um die Wirtschaftsförderung, denn um die damit zu erzielenden Gewinne geht. So zum Beispiel die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften, welche stille Beteiligungen zu günstigen Konditionen anbieten. Sie werden getragen von den Industrie- und Handelskammern, den Landesbanken und regionalen Kreditinstituten. Sie refinanzieren sich aus Förderprogrammen des Bundes und der Länder.

Für Existenzgründungen durch Firmenübernahme stehen – je nach Größe bzw. Risiko des Objektes und persönlicher Bonität – folgende Außenfinanzierungsmöglichkeiten einzeln oder in Kombination zur Verfügung:

Kreditfinanzierung Beteiligungsfinanzierung
  • langfristige Bankkreditelangfristige Kredite von nichtinstitutionellen Geldgebern
  • öffentliche Förderprogramme
  • Beteiligung eines oder mehrerer TeilhaberEinbeziehung von Kapitalbeteiligungsgesellschaften bzw. Risikokapital (Venture Capital)
  • Mittelständische Beteiligungsgesellschaften

Dabei haben es insbesondere mittelständische Unternehmer schwer, neue technische Ideen bis zu ihrer Marktreife umzusetzen. Viele Kreditinstitute scheuen sich einfach vor dem Satz: Wer Innovationen vorantreiben will, muss auch Risiken eingehen. Die Banken hingegen lassen sich viel lieber erklären, warum die genannten Risiken im eigentlichen Sinne erst gar keine sind. Nicht selten finden sich in Deutschland sehr viele Erfindungen in der Ahnengallerie, wenn die Unternehmer es bis dahin nicht geschafft haben, das Produkt im Ausland als Erfolgsmodell zu präsentieren. Viele ideenreiche Unternehmen mit einer mittelständischen Prägung finden sich gerade in der Umwelttechnikbranche. Eine Branche mit vielfältigen Chancen, aber auch entsprechenden Risiken. Nur wenige Banken sind hier bereit, den Jungunternehmern Risikokapital zuzuwenden.

Das Risiko der Kreditgeber liegt hierbei einfach bei der Entwicklung neuer Techniken, in dessen Zusammenhang heute noch niemand sagen kann, ob dieses Produkt auch tatsächlich erfolgreich auf dem Markt präsentiert werden kann. Investitionen können daher vielfach erst gar nicht durchgeführt werden, weil die Mittelständler ihre Innovation meist aus der eigenen Tasche finanzieren müssen. Eine Geschäftsbank für diesen Bereich wird sich hier kaum finden. Wer aber als Großunternehmen Geld in Sand setzt, weil die Idee gescheitert ist, der kann dies eher verkraften als ein kleineres Unternehmen. Für dieses bedeutet eine gescheiterte Idee den Untergang. Als Alternative können hier nur die staatlichen Förderbanken in die Presche springen, bspw. die KfW. Hier bieten sich nicht nur eine Vielzahl von Programmen an, auch die Förderung läuft speziell von der Frühphase eines Produktes bis hin zur Marktreife. Finanziert wird selbst der grüne Umbau eines Unternehmens.

Eine andere Möglichkeit für mittelständische Unternehmen findet such durch die Landesförderbanken. Der gerade neu aufgelegte Seed Fonds der NRW-Bank unterstützt dabei junge Technologieunternehmen zu Beginn ihrer Startphase. Weiter werden durch die NRW-Bank zusätzliche Fonds aufgelegt, die insbesondere Neuheiten wie aus den Bereichen Medizintechnik, Biotechnologie, E-Commerce (elektronischer Handel im Internet) sowie Clean-Tech (umweltschonende Technologien fördern. Damit bietet dieses Programm eine innovative und effiziente Form der Unterstützung, insbesondere von jungen Technologieunternehmen.

Kredite von nichtinstitutionellen Geldgebern

Hier sind selbstverständlich nicht Geldüberlassungen von „Kredithaien“ gemeint, sondern vielmehr private Darlehen von Verwandten, Bekannten oder Außenstehenden. Diese Privatdarlehen werden steuerlich genau so behandelt und anerkannt wie die von institutionellen Geldgebern. Voraussetzung: Familienkredite müssen bei einer Betriebsprüfung einem Drittvergleich standhalten – insbesondere, was die Konditionen angeht. Ist dies nicht der Fall, sieht der Fiskus hierin eine verdeckte Gewinnausschüttung.